Rezension von SubTerraMachIneA von Achim Breiling auf den Babyblauen Seiten

Achim Breiling schrieb etwas schönes über SubTerraMachIneA auf den Babyblauen Seiten:

Ein neues Album von Gerd Weyhing aus Rinnthal im Pfälzer Wald! “SubTerraMachIneA” ist dortselbst offenbar in den letzten 5 Jahren entstanden, und mit der Scheibe betritt er, zumindest im Vergleich zum von ihm auf vorherigen Veröffentlichungen (die dem Rezensenten bekannt sind) bzw. bei Konzerten (die der Rezensent beiwohnen konnte) normalerweise abgesteckten klanglichen Territorium, musikalisches Neuland. Weyhing baut nun nicht mehr vornehmlich auf effektverfremdete, schleifenbildende E-Gitarrensounds, sondern betätigt sich als proggender Multiinstrumentalist.

Gitarren stehen zwar auch auf “SubTerraMachIneA” oft im Mittelpunkt des Geschehens, doch erklingen dazu nun noch so allerlei weitere Klangerzeuger, z.B. ein Piano, ein Bass, verschiedene Akustikgitarren, diverse Keyboards, eine Tapping Guitar (also eine Chapman-Stick-Variante) und nicht selten auch Perkussives. Mit diesen Tonquellen entstanden in Rinnthal drei ausgedehnte Nummern von recht unterschiedlichem Charakter, die man aber alle als elektronisch-progressiven Rock bezeichnen kann. Soundscapeartiges, Ambientschweben und Kosmisch-Elektronisches, das meist die vorherigen Werke Weyhings beherrschte, ist auf “SubTerraMachIneA” kaum auszumachen.

“The Tree” beginnt mit etwas unbeholfen wirkenden Pianoläufen, die aber schnell an Sicherheit gewinnen und sich in repetitive Muster verwandeln, die im weiteren Verlauf das ganze Stück durchziehen. Bass, Gitarre(n) und Schlagzeug setzen ein, und die Nummer entwickelt sich in eine meist flott dahingleitende, durchaus abwechslungsreiche Prognummer im Oldfieldschen Geiste. Etwas lang geraten ist das Stück aber, das offenbar das langsame (Ab)Sterben eines Baumes beschreibt. Doch sorgen die minimalistisch geschichteten, sich oft wiederholenden Linien der verschiedenen Instrumente trotz der Länge für eine überzeugende hypnotische Dichte, auch wenn die Nummer in Bezug auf den Sound etwas mehr Saft und Kraft hätte vertragen können.

Minimalistisch ist ein Adjektiv, welches auch (oder noch viel mehr) auf “Clockwork for uncertain times” angewendet werden kann. Schlichter instrumentiert als “The Tree”, ohne allzu deutliche Oldfield-Bezüge, elektrischer und maschineller, erinnert die Musik in der Tat an ein dahintickendes Uhrwerk. Piano, viel (authentisch und vielseitig) programmierte Perkussion, Basslinien, verschiedene Tastensounds und der Stick erzeugen hier ein durchaus farbiges, repetitiv-hypnotisches, hallend-tackerndes Gemenge, das den Hörer (so er sich darauf einlässt) gefangen nimmt.

Das abschließende “Silence and Ecstasy” arbeitet sich etwas weniger gleichförmig, aber ähnlich dynamisch voran, sorgen schleifende Gitarrensounds à la Fripp, hallende e-pianoartige Linien, knurrende Bassounds und wieder allerlei Perkussion für eine erhöhte klangliche Buntheit. Hier ist der Stickprog aus dem rezenteren King-Crimson-Umfeld nicht so weit weg (siehe z.B. die klangmalenderen Improvisationen der Stick Men).

“SubTerraMachIneA” ist alles in allem ein unterhaltsames Album mit überzeugend dargebotenem Ein-Mann-Elektroprog mit DIY-Charme, das Babyblaue Leserinnen und Leser einmal antesten sollten, die Soundscapeartiges (wobei es das – wie gesagt – hier kaum zu hören gibt, oder nur eingebunden in repetitiv-rockmusikalische Muster), den eben erwähnten Stickprog, Retro-Oldfield-Prog und rockige Minimalmusic schätzen. Das Album ist auch als hübsch verpackte CD-R zu haben (siehe den Labellink oben). Schönes Cover!

Achim Breiling, 09.02.2019,

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